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Bildern 2024 folgen demnächst
Pressebericht von Nico Roller (Königsbach-Stein):
Immer Ärger mit dem Bus
Die Bilfinger Mäddich-Bühne trifft mit ihrem neuen Stück voll ins Schwarze
Als die Bewohner des Aloisiusplatzes den weißen Umschlag öffnen und den Brief lesen, ist die Aufregung groß. Sie können nicht fassen, was der Bürgermeister ihnen schreibt: Mit Ausnahme der Bushaltestelle
sollen alle Gebäude der kleinen Siedlung dem Erdboden gleich gemacht werden, sofort und unverzüglich. Die Abrissbirne ist schon im Anmarsch. Doch das wollen sich die Bewohner nicht gefallen lassen. Für sie steht
fest: „Der Bürgermeister hat sein letztes Fürzle gebrunzt.“
Es dauert nicht lange, bis es auf der Bühne der Bilfinger Kämpfelbachhalle drunter und drüber geht, bis Türen knallen und Töpfe fliegen. Ein Missverständnis jagt das nächste, ein Streit folgt auf den
anderen. Mit Witz, mit Hintersinn und kreativen Einfällen haben die Schauspieler der Bilfinger Mäddich-Bühne ihre Zuschauer am Wochenende gleich dreimal begeistert. Es macht „riesigen Spaß“, mit einer so
tollen Truppe zu arbeiten und vor einem so wundervollen Publikum aufzutreten, sagt am Samstagabend Wolfgang Haberstroh, der nicht nur die Regie geführt, sondern auch das humorvolle Stück geschrieben hat. Es trägt
den Titel „Der Bus fährt nicht bei Bedarf“ und ist perfekt auf die insgesamt zwölf Schauspieler abgestimmt. An 20 Abenden haben sie intensiv geprobt, in mehr als 200 Arbeitsstunden sind sowohl das Bühnenbild
als auch die Requisiten von Hand und mit viel Liebe zum Detail entstanden. Rechnet man alle drei Theaterabende zusammen, sind am Wochenende mehr als 600 Zuschauer in die Kämpfelbachhalle gekommen. Dort hatten sie
nicht nur viel Spaß, sondern taten auch etwas für den guten Zweck, denn der Erlös fließt wieder in soziale Projekte. Mehr als 20.000 Euro hat die Mäddich-Bühne seit ihrer ersten Aufführung 1995 schon gespendet.
Jedes Mal haben die Schauspieler ihren Zuschauern seither ein neues Stück präsentiert, immer zu einem anderen Thema. Im Mittelpunkt der Handlung steht nun der Aloisiusplatz: eine kleine Wohnsiedlung, in
der die Welt noch in Ordnung ist, in der ein freundlicher Umgangston herrscht und drei kleine Geschäfte ihre Inhaber ernähren. Doch dann kommt der Brief aus dem Rathaus, der alles durcheinander bringt. Als
Gartenbauer Manfred Eichenlaub (gespielt von Alfred Kasper) ihn öffnet, platzt ihm der Kragen. Am liebsten wäre er schnurstracks zum Bürgermeister, doch sein Sohn Jonas (Bastian Roth) kann ihn gerade so davon
abhalten. Mit dem firmeneigenen Schlepper hätte er ohnehin nicht fahren können, denn sein leicht begriffsstutziger Hilfsarbeiter Hugo (Achim Lamprecht) hat vergessen, mit dem zur Verfügung gestellten Geld das
Fahrzeug aufzutanken. Zum Glück verkehrt am Aloisiusplatz ein Bus. Allerdings nur, wenn Fahrer Albert (Hubert Sandner) gerade danach ist: Abfahrtszeiten sind für ihn mehr eine Empfehlung und kleine Änderungen des
Fahrplans „die Würze des Alltags“. Besonders gut versteht er sich mit Almuth (Carmen Frey), die nicht unbedingt die hellste Kerze auf der Torte ist und mit Albert gern „Verstopferles“ spielt. Sie
arbeitet als Bügelhilfe in der Wäscherei von Belinda Reinlich (Janine Häuser) und wohnt bei ihrer Mutter, der ehemaligen Bäuerin Zita (Brigitte Fischer), die „Gespraddel“ vor ihrem Fenster nicht leiden kann
und jeden Morgen pünktlich ihre Zeitung lesen will. Ihre Zustellung ist die Aufgabe von Hugos Töchtern Henriette (Viktoria Ignatova) und Pia (Mattea Franz). Deren Mutter Elvira (Sabine Franz) ist Fachverkäuferin in
der Metzgerei von Gerhard Lämmle (Martin Fischer), der voll und ganz unter der Fuchtel seiner resoluten Frau Adele (Heike Schaier) steht. Sie ist der „Chef des Hauses“ und gibt ihrem „Männle“ recht
deutlich zu verstehen, was er zu tun und zu lassen hat.
Die Schauspieler keifen und schreien sich gegenseitig an, fallen einander um den Hals und ins Wort. Sie schlagen sich die Türe vor der Nase zu, tanzen vergnügt über die Bühne, lassen Rauch aufsteigen und
Töpfe fliegen. Kein Wunder, dass das begeisterte Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskommt und immer wieder tosenden Beifall spendet.
Im kommenden Jahr will die Mäddich-Bühne ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Eigentlich war das schon für 2020 geplant, doch dann kam die Corona-Pandemie und machten das Fest unmöglich.

Ensemble 2024
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