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Nachfolgender Text von Manfred Schott (Ispringen) stand in der örtlichen Presse:
Die Qualität einer Spätlese
Bilfinger "Mäddich-Bühne" attackiert Zwerchfell drei Stunden lang mit "Pleitegeier auf Gut Weinstein"
KÄMPFELBACH-BILFINGEN. Die Bilfinger "Mäddich-Bühne", als Laienspielgruppe 1993 gegründet und seit 1995 im "Kronensaal" etabliert, startete mit "Pleitegeier über Gut
Weinstein" am Wochenende in ihre achte Spielsaison. Sowohl dem heimischen Autor Wolfgang Haberstroh (auch Vorsitzender des zwischenzeitlich eingetragenen Vereins mit über 40 Mitgliedern) wie den Schauspielern, allesamt Naturtalente unterschiedlichster Prägung, ist mit diesem Stück wieder ein großer Wurf gelungen. Die Handlung des Schwanks in drei Akten war witzig, spannend und außerordentlich pointenreich. Vor allem lebten die Szenen von unzähligen amüsanten Wortspielereien in den Dialogen. Es war eine hohe Kunst der Laienschauspieler, dass sie ihre Einsätze punktgenau und damit so wirksam brachten. Sie hatten ihre Hausaufgaben gemacht und so konnte Torsten Franz als Souffleur unbemerkt vom Publikum im Hintergrund arbeiten.
So war es nicht verwunderlich, dass während der fast dreistündigen Aufführung fast pausenlos große und kleine Lachsalven das schon in die Jahre gekommene Gemäuer des "Kronensaales" erschütterte. Erstaunlich auch immer, was das Mäddich-Team gestalterisch aus der kleinen Bühne macht. Nach dem Entwurf von Tina Haberstroh verwandelte Alexander Knauß und seine Akteure sie zum aus Sandstein gemauerten Gewölbekeller, wohl dem einzigen Raum in dem von Baumaschinen zwecks Autobahnbau bedrohten alten Weingutgemäuer. Die Haustreppe war schon weg und das Häuschen mit dem Herzchen wurde "Rosi" alias Margit Günther buchstäblich unterm Hintern weggeschoben, was ungeahnte Folgen hatte. Zum Totlachen hat sie ihre als "geistig sehr zurückgebliebene" angelegte Rolle als Schwester der Gutschefin "Lissy" gespielt. Lissy (Viola Vielsack),
die einzige Geschäftstüchtige, hatte alle Hände voll zu tun, um den Clan überhaupt noch über Wasser zu halten. Sie begehrte der Winzernachbar "Eugen" alias Alfred Kasper, dessen
Expansionsgelüste am Ende unerwartet aus- gebremst wurden. Antonia Emsig (Sabine Franz) stützte den maroden Betrieb, wo sie nur konnte, wenn´s sein muss ohne Lohn, doch die Belohnung kam zum Schluss. Da war nämlich noch ein gewisser "Loisl", der immer dann, wenn es mit Arbeit ernst wurde "die Fässer putzte". Wer ihn kennt weiß, dass bereits die Mimik und Gestik von Hubert Sandner reicht, um das Zwerchfell zu kitzeln. Er machte aus dem Gerichtsvollzieher "Hühnerklein" (Wolfgang Haberstroh) kurzerhand einen Italo-Winzer namens Guiseppe. Dessen Nachforschungen ist es schließlich zu verdanken, dass es Halbschwestern und Halbbrüder in der Familie gibt. Ob es auch zwei Halbväter gibt, ist nicht klar geworden. Doch die gemeinsame Mutter ist Gutsbesitzerin Vroni Weinstein alias Ursel Schunck.
Sie nervte als jung gebliebene Motorrad-Gang-Chefin und Kleptomanin alle miteinander. Wie das alles endet, soll hier nicht verraten werden, denn auch für die sieben weiteren Thearterabende muss die
Spannung erhalten bleiben. Erstellt am: 27.02.2002
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